OKTOBER

FRANZISKA OPEL   MEN IN LOVE

 

 

18. - 23. October 2022

Galeriehaus, Klosterwall 13, 20095 Hamburg

 

Öffnungszeiten: 

täglich von 12 - 18 Uhr (sowie nach Vereinbarung)

 

 

alle Fotos:  Fred Dott

 

 

 

DIE AUSSTELLUNG

 

 

Zum ersten Mal zeigt die Künstlerin Franziska Opel ihre komplette Werkgruppe "Men in Love" anlässlich ihrer Soloshow in der Galerie Hollstein von Mueller. Den zentralen Blickpunkt bildet eine Skulptur. Diese Arbeit wurde von der Künstlerin eigens für die Ausstellung konzipiert.

 

Hinter der Form der minimalistischen Skulptur verbirgt sich ein nützliches Objekt. Eine Tantrabank, die nicht benutzt werden darf, weil sie als Skulptur zu verstehen ist. Dennoch lädt die geschwungene, wie in Beton gegossene Form zum Spiel mit unterschiedlichen Sitz- und Liegepositionen ein; ebenso die daran befestigte Kordel, die kunstvoll geknotet ist. Die Fantasie wird angeregt, aber die Distanz gewahrt.

 

"Franziska Opel untersucht in ihren Arbeiten codierte Momente von Kommunikation, Repräsentanten von Macht und Genderkonstrukten. Hierfür nutzt sie kunst- und kulturgeschichtlich aufgeladene Zeichen, die sie entleert, umschreibt und verschiebt, um die Verbindung zwischen Signifikat und Signifikant zu hacken. Dabei spielt sie ebenso mit Materialeigenschaften und eröffnet auf diese Weise eine Vielzahl an Bedeutungsebenen.

 

Ihre Serie Men in Love (2020) bezieht sich im Titel direkt auf das gleichnamige Werk Lutz Bachers aus dem Jahr 1991. Während in Bachers Arbeit Aussagen anonymisierter Männer zu ihren Fetischvorlieben auf Spiegel gedruckt wurden, arrangiert Opel sogenannte Micro-Bikinis auf Passepartouts aus Samt unter Glas zu scheinbar abstrakten Liniengeflechten, die sie mit einer dünnen Schicht Sprühfarbe überzieht. Dergestalt überträgt sie das Kleidungsstück in eine zweidimensionale Bildwelt, in der die ursprüngliche Funktion der Badebekleidung neu verhandelt wird. Der ohnehin schon vorhandene Fetischcharakter der knappen Bikinis wird als Kunstwerk noch überhöht – auch durch die Verwendung von Samt als Untergrund. Lange Zeit war der kostbare Stoff Symbol der Herrschenden und insbesondere in der Porträtmalerei findet er Verwendung, um den Bildhintergrund zu markieren; oftmals überbordend drapiert bildet der gemalte Stoff den angemessenen Rahmen für die porträtierte Person und deren Stellung. Spätestens mit Beginn der industriellen Fertigung des Stoffe und seiner weiteren Verbreitung erhielt der weiche Samt eine sexuelle Konnotation und heute ist er auch mit Bordelleinrichtungen assoziiert.

 

Bei genauerer Betrachtung entschlüsseln sich die von Opel gelegten Bikinis als skizzierte Gesichter statt als bloße Anordnung von Linien. In einigen treten deutliche kunsthistorischen Referenzen zu Tage wie das maskenhaft erstarrte Gesicht des Schreienden aus Edvard Munchs berühmten Gemälde oder die kubistisch dekonstruierten Gesichter diverser Picasso-Modelle. Somit eröffnet Opel auch einen Blick auf die vorwiegend männlich geprägte Kunstgeschichte und die aus heutiger Sicht fragwürdige Trope vom Maler und seinem Modell.    (…) "

 

Textauszug von Tobias Peper (Direktor Harburger Kunstverein)